Offener Brief zum Attentat am 4.10.2020 in Dresden

Offener Brief zum Attentat am 4.10.2020 in Dresden

An
den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier,
die Bundesregierung,
die Staatsregierung des Freistaates Sachsen,
die Landeshauptstadt Dresden,

Mahnwache für die Opfer des Attentats vom 04. Oktober 2020 in Dresden

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier,
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,
Sehr geehrte Damen* und Herren* Bundesminister*innen,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Michael Kretschmer,
Sehr geehrte Damen* und Herren* Staatsminister*innen,
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dirk Hilbert,
Sehr geehrte Damen* und Herren* Beigeordnete,

mit großer Trauer und Bestürzung schaut die queere Community der Landeshauptstadt Dresden auf das sinnlose und brutale Attentat eines islamistischen Fanatikers und IS-Sympathisanten, das einen Menschen aus wahrscheinlich homofeindlichen Gründen das Leben gekostet und seinen Lebenspartner schwer verletzt hat.

Es ist kaum möglich, Worte für die Menschenfeindlichkeit, Verachtung und Brutalität dieser Tat zu finden. Zu groß ist das Entsetzen, zu groß ist die Trauer über die Gewalt, die unschuldige und wehrlose Menschen getroffen hat und wir werden nicht zulassen, dass diese Tat für rassistische und rechte Hetze missbraucht wird.

Diese Tat trifft nicht nur eine Person – sie trifft uns alle!

Sie trifft alle Menschen, die aus rassistischen, antisemitischen, homo- und transfeindlichen oder anderen menschenverachtenden Haltungen von Gewalt betroffen sind. Dieser Gewalt können wir nur gemeinsam und vereint entgegentreten. Als Landeshauptstadt, als Freistaat, als Bundesrepublik, als Gemeinschaft, als Menschen.

Terror kennt keine Grenzen – weder räumlich noch in seinem verbrecherischen Vorgehen. Das haben wir in den letzten Monaten und Jahren schmerzvoll erfahren müssen. Die Anhänger*innen des sogenannten Islamischen Staates wollen unsere offene und vielfältige Gesellschaft treffen. Dafür ist ihnen jedes Anschlagsziel und jedes Mittel recht.

Trotzdem war das Ziel dieses Anschlages sicher nicht zufällig. Auch wenn wir noch zu wenig über die Hintergründe dieser Tat wissen, so zeigt sie eines doch auf schmerzhafte Weise sehr deutlich:

Homo- und Trans*feindlichkeit tötet! Denn die Frage ist nicht, ob es ein islamistisch oder ein homofeindlich motivierter Anschlag war. Jeder Gewaltakt des sogenannten Islamischen Staates oder derer, die sich auf ihn berufen, verachten und bekämpfen vieles wofür die Regenbogen-Community steht: die Akzeptanz der Vielfalt von sexueller Orientierung und Geschlecht sowie eine offene und geschlechtergerechte Gesellschaft, die ein Zusammenleben in Vielfalt wertschätzt und ja, manchmal auch aushält. So wie wir alle es auch leider aushalten müssen – jedoch zum Glück nicht stillschweigend! – wenn sich montags in Dresden die Menschenfeindlichkeit breitmacht.

Wer in seinen Reden gegen Menschen hetzt, wer sich auf öffentlichen Plätzen oder in den Parlamenten ans Mikrofon stellt und sich über sexuelle Orientierung und Geschlecht lustig macht, wer in Zwischenrufen fordert, dass Homosexuelle ins Gefängnis gehören, der legt die Grundlage für Hassverbrechen. Es ist nur ein kleiner Schritt vom Wort zur Tat.

Wer schweigt, wer sich von dieser Hetze nicht klar und glaubhaft distanziert, der stimmt zu!

Deswegen richten wir den Appell an Sie alle:

Lassen Sie dieses Hassverbrechen nicht unkommentiert und zeigen mit uns gemeinsam am 01. November 2020 in Dresden Haltung.

Wir freuen uns auf Ihre Antwort

Mit freundlichen Grüßen

Christopher Street Day Dresden e.V.
Projekt 100% Mensch
Bundesstiftung Magnus Hirschfeld
CSD Deutschland e.V.
(Erstunterzeichner*innen)

Offener Brief des CSD Dresden e.V. zum Attentat vom 4.10.2020 in Dresden

260 Unterschriften

Neueste Unterschriften
260 Sarai Knittel Juli 17, 2021
259 Emi Berk Juni 30, 2021
258 Zoe Koksch Juni 17, 2021
257 Ronja Grevsmühl Juni 06, 2021
256 Julius Rothe Juni 06, 2021
255 Grit Petzoldt Apr. 27, 2021
254 Peter Lange Dez. 23, 2020
253 Günter Nelles Dez. 10, 2020
252 Marcin Szwec Nov. 28, 2020
251 Heidi Reißmann Nov. 20, 2020
250 Judith Schreier Nov. 19, 2020
249 Nick Montecarlo Nov. 19, 2020
248 Lothar Schmiade Nov. 12, 2020
247 Lukas Krell Nov. 12, 2020
246 Claudia Schulz | Sprecherin ver.di Regenbogen Hamburg Nov. 12, 2020
245 Leonard Scholz Nov. 12, 2020
244 Jürgen Hermann-Riedleder Nov. 11, 2020
243 Arnold Arkenau Nov. 11, 2020
242 Michael Vogt Nov. 11, 2020
241 JOHN HELD Nov. 11, 2020
240 Dr. Heiko Gerlach Nov. 10, 2020
239 Jutta Wasgien Nov. 10, 2020
238 Thomas Wolf Nov. 09, 2020
237 Stefan Kossanyi Nov. 08, 2020
236 Andreas Severin Nov. 06, 2020
235 Klaus-Dieter Begemann Nov. 06, 2020
234 Thomas Houben Nov. 06, 2020
233 Micco Dotzauer Nov. 06, 2020
232 Wolfgang Krömer Nov. 06, 2020
231 Uwe Pohling Nov. 05, 2020
230 Sylvia Siebert Nov. 05, 2020
229 ELKE JEDAMZIK Nov. 05, 2020
228 Christian Behr Nov. 04, 2020
227 Angela Hennig Nov. 04, 2020
226 Steve Bergener Nov. 03, 2020
225 Holger Hoffschröer Nov. 03, 2020
224 Stefan Zimmer Nov. 03, 2020
223 Michael Schuhmacher Nov. 03, 2020
222 Christian Baartz Nov. 03, 2020
221 Christopher Colditz Nov. 03, 2020
220 Alexandra-Kathrin Stanislaw-Kemenah Nov. 03, 2020
219 Melanie Macholl Nov. 03, 2020
218 Jörg Bendel Nov. 02, 2020
217 Jana Tomany Nov. 02, 2020
216 Jens Förster Nov. 02, 2020
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214 Clemens Kellner Nov. 02, 2020
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211 Su Schubert Nov. 02, 2020